Bildergrüße von Lona

 

Hallo Frau Mührer,

jetzt finde ich endlich die Zeit für den versprochenen Bericht.

Lona hat ihr Mißtrauen und ihre Angst bei Fremden noch nicht verloren, wenngleich es schon viel besser geworden ist. Inzwischen erträgt sie Jogger und Fahrräder beim Spaziergang; leicht gestreßt zwar, aber zumindest taut sie danach sofort wieder auf und tobt weiter.
Das war zu Beginn nicht so. Nach einer für sie so bedrohlichen Begegnung, lief sie gute 2 Stunden mit total eingezogenem Schwanz ganz nah an meiner Seite, war durch nichts abzulenken- nicht mal durch ein Leckerchen. Streß pur eben. Zum Glück ist es mir gelungen, diese Gefühle deutlich abzumindern und ich hoffe, daß von der Angst irgendwann nur noch ein bißchen Skepsis übrigbleibt. Es tat anfangs richtig weh, wenn man mit ansehen mußte, wie der Hund leidet, aber wie gesagt: wir sind auf einem guten Weg.
Mit diesem ‚Problem‘ sind wir aber auch schon am Ende der negativen Berichterstattung, wenn man mal davon absieht, daß wir die Augen immer noch behandeln müssen. Die Bindehaut ist oft sehr stark gerötet und der TA meint, daß es sich um eine follikuläre Konjunktivitis handelt, die sich oft mit zunehmendem Alter selbst auswächst. So tropfen wir geduldig weiter, denn ich möchte, wenn es eben geht, eine OP vermeiden.

Ansonsten ist Lona topfit und es kann beim Toben (allein und mit anderen Hunden) gar nicht verrückt genug zugehen. Wir haben in der näheren Umgebung einige große Wiesenflächen. Da kann Lona so richtig Gas geben; oft sieht man nur noch einen kleinen braunen Punkt am Horizont, der aber auf Pfiff sofort kehrt, sich brav hinsetzt und mit einem Leckerchen belohnt werden will. Wir sind – eigentlich sehr schnell ¬– ein tolles Team geworden und Lona gehorcht gerne und recht zuverlässig. Sie lernt begeistert und schnell und platzt fast vor Stolz, wenn sie etwas richtig gemacht hat und ich sie lobe.
Zu Hause benimmt sie sich ebenfalls hervorragend, bleibt durchaus auch mal längere Zeit alleine, ohne irgendwelchen Blödsinn anzustellen (was ich nicht von allen Boxern zu Beginn so sagen konnte. Da gab es schon abenteuerliche Ideen, ‚die Bude auf links zu drehen‘).
Nach unserer Morgenrunde gibt es Futter und danach verschwindet Lona freiwillig wieder im OG in ihrem Korb, wo sie auch die Nacht verbringt. Sie hat selbst entschieden, daß dort der geeignete Platz ist, weil Frauchen ja ohnehin nur irgendwelchen langweiligen Dingen nachgeht. Sollte allerdings die Terrassentür geöffnet werden, ist sie aus dem Tiefschlaf sofort zur Stelle, denn im Garten könnte es ja spannend werden. Obendrein kann man neben der Garage durch ein Tor auf die Straße blicken und jeden verbellen, der es wagt dort rumzulaufen. Da müssen wir noch lernen ein wenig zu sortieren, denn wir wollen uns ja nicht in der Nachbarschaft unbeliebt machen.
Wie Sie ja schon auf anderen Fotos gesehen haben, ist Lona ein Sonnenanbeter. Auch fährt sie liebend gerne Auto. Ihr gehört der Platz im Kombi auf der Ladefläche. Da lehnt sie sich dann an die Rückbank, steckt den Kopf in Fahrtrichtung zwischen die Kopfstützen und beobachtet genau, wo wir herfahren. Das ist im Rückspiegel niedlich zu beobachten.

Frau S. haben wir inzwischen schon einige Male auf dem Spaziergang getroffen und die beiden Hunde haben schön miteinander getobt. Für mich ist es eine besondere Freude, daß Lona mit allen anderen Hunden hervorragend auskommt. Nicht einmal hat sie Zeichen von Aggression gezeigt, auch nicht, wenn sie von anderen Vierbeinern ‚angemacht‘ wird. Sie weicht dann ein paar Schritte zurück und nähert sich erneut mit der ganzen Palette an Beschwichtigungssignalen, die man sich vorstellen kann. Meist ist dann alles geklärt.
Nach über 12 Jahren mit einer kleinen Zicke, die sich ihre Freunde nach unbekannten Kriterien ausgesucht hat und ansonsten am liebsten gleich drauflos ging, ist es eine Wohltat wieder ganz relaxed spazieren zu gehen mit einem richtigen ’Der-Tut-Nichts‘.

Lona hat sich zu einem richtigen Prachtboxer entwickelt; schlank, aber muskulös und durchtrainiert. Ich bekomme sehr oft Komplimente auch von wildfremden Menschen, was für ein schöner Hund das ist, und keiner kann verstehen, wie ein solch toller Hund eine so traurige Vergangenheit haben kann. Gut, daß da beizeiten für Abhilfe gesorgt wurde.

Wie Sie sehen, haben sich mit Lona und mir offensichtlich die Richtigen gefunden. Ich gehe soweit zu behaupten, daß wir richtig glücklich miteinander sind.

In der Anlage schicke ich Ihnen noch ein paar Fotos, damit Sie sich ein Bild machen können von meinem kleinen Wildfang.

Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch und ein gesundes und erfolgreiches 2016.

Ganz liebe Grüße