Semino *27.03.2011 +01.02.2021
2013 wurde ich auf Semino (damals Bolle) aufmerksam. Ich wurde darauf hingewiesen, dass er ein Angsthund sei und so war ich nicht überrascht, als ich im Tierheim Alsfeld einen total verschüchterten Boxer vorfand. Blick nach unten – Schwänzchen eingeklemmt.
Auf der Heimfahrt verhielt er sich ganz ruhig.
Das Zusammentreffen mit Eika (Boxerhünding) und Blacky (Münsterländermix) veränderte Semino. Er sah meine beiden und man merkte, die fand er prima. Gleich wollte er zum Gassigehen mitkommen und er marschierte munter mit.
Dass Semino Menschen nicht mochte konnte ich noch verstehen, mir sind Vierbeiner auch lieber als Zweibeiner, aber leider wollte er auch von Artgenossen – außer seinen beiden Rudelfreunden – nichts wissen und gab das auch deutlich zu verstehen.
Sparziergänge wurden so bis an sein Lebensende eine Herausforderung. Eigentlich waren sie nur im offenen Gelände möglich, so dass ich Tiere und Menschen rechtzeitig sehen konnte.
In unserem kleinen Wohnort war Semino als Rüpel verschrieen, aber wir und unser Grundstück wurden bestens bewacht und lautstark verteidigt.
Bei mir war er ein großer Schmuser und wich nicht von meiner Seite. Manchmal suchte er auch nachts meine Nähe und wollte ins Bett gehoben werden und sich neben mich kuscheln.
In unserer gemeinsamen Zeit hatte er einiges an Krankheiten zu bewältigen. Zuerst kam seine Hautkrankheit; er verlo r seine Haare und wurde krebsrot. Zweimal pro Woche bekam er Spritzen.
Vor einem Jahr bekam er Herzprobleme und musste jeden Tag Tabletten nehmen, die er in Windbeutelchen versteckt gerne fraß. Da er allergisch auf eine Tablette reagierte bekam er einen Hautausschlag, mit dem er es sogar in eine Fachzeitschrift für Tierärzte kam. Er wurde dann – liebevoll – Streuselkuchen genannt.
In der Nacht zum 28. Februar hatte er eine Magendrehung, die ich gegen Mitternacht bemerkte. Ich rief alle mir bekannten Tierkliniken an – ohne Erfolg. Es blieb mir nicht anderes übrig, als unseren Tierarzt rauszuklingeln. Nach einer Röntgenaufnahme ging alles ganz schnell. Bis ca. 3 Uhr wurde Semino operiert.
Am Sonntag durfte Semino wieder zu mir. Die Nacht verlief gut, aber morgens war er apathisch. Sofort bin ich wieder zum Tierarzt und dort bekam er Spritzen und Infusionen. Semino wurde ins Auto getragen und ich ging nochmal in die Praxis zu einer Besprechung zurück. Als ich zum Auto zurück kam, merkte ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Die beiden Tierärzte brachten Semino schnell in die Praxis zurück, wo er nach ein paar Minuten an Herz- und Kreislaufversagen stark.
Semino wird – wie alles seine Vorgänger – nicht vergessen werden.
R.I.P. Semino
Unnahbar und nun mittendrin!
So kann es gehen. Denn ich, der Bolle war ein absoluter Angsthase. Ich mag keinem erzählen, was ich bislang alles Schlimmes erlebt hatte.
Menschen wollte ich nicht an mich heranlassen und habe mich in die hinterste Ecke meines Zwingers gedrückt.
Doch dann kam Silvia!
Silvia war einfach da und ich spürte plötzlich, dieser Mensch ist einfach richtig!
Ihr Menschen sagt glaube ich seelenverwandt. Ich fand, sie roch einfach gut und hatte soviel Gefühl! Wie selbstverständlich bin ich mit ihr gegangen und dann haben wir den Weg in unser Zuhause angetreten. Dort erwartete mich schon sehr neugierig Silvias Mutter, ein alter Boxerrüde und ein altes Mädchen. Ich wußte, dass ist meine neue Familie und habe mich sofort wohl gefühlt.
Im Haus und in Silvias Nähe bin ich sicher und geborgen. Angst machen mir manchmal noch fremde Menschen, aber daran arbeiten wir ganz fleissig.
Ich habe es nicht einmal geschafft, mich hier bei euch vorzustellen, denn für mein Frauchen war gleich klar: Mein Bolle geb ich nie wieder her!
Ganz bestimmt werde ich mich bald wieder bei euch melden und über meine Fortschritte berichten.
Bis dahin grüßt Euch,
Euer Bolle