Argos ehem. Jo

 

Argos   * 08.10.2008   + 14.03.2022

Vor ziemlich genau sechs Jahren, im März 2016, habe ich „Jo“ bei euch auf der Website entdeckt. Ein völlig verhungerter, kahler, kleiner Kerl mit riesigen Knopfaugen, der sich schüchtern an seine damalige Gefährtin drückte als das Foto im Tierheim in Thessaloniki aufgenommen wurde. Ich verwarf den Gedanken, dass ich ihn so gern aufnehmen würde – ich war Studentin und lebte bei meinen Eltern, die schon zwei Hunde hatten. Aber trotzdem schaute ich regelmäßig nach und hoffte, dass bald ein „reserviert“ neben seinem Namen auftauchen, dass irgendein Hundefreund dem armen Kerl eine Chance geben würde. Aber nichts.

Im Juni 2016 zog ich in eine eigene Wohnung und trotz aller Bedenken und gegen alle Ratschläge meiner Familie sagte ich mir „Dieser Hund und sonst keiner!“ – und einen Monat später war er dann da. Ich nannte ihn um in „Argos“ in Anlehnung an den Hund von Odysseus, der zwanzig Jahre auf die Rückkehr seines Herrchens gewartet hat.
Nachdem mein Tierarzt ihn medikamentös gegen seine bereits ausgebrochene Leishmaniose eingestellt hatte, konnte jeder zuschauen wie aus dem Häufchen Elend ein kräftiger, verspielter und treuer Hund wurde.

Die Hunde meiner Eltern nahmen ihn in ihr Rudel auf und zeigten ihm wie interessant so ein Wald riecht oder wie viel Spaß Bällchen und Stöckchen machen oder wie gut frischer Schnee schmeckt oder wie kuschlig es an einem Holzofen ist, wenn es draußen ungemütlich kalt ist.

Ich nahm ihn fast überall mit hin, natürlich auch in tolle Campingurlaube. Sein Vertrauen in mich war so groß, dass er am Strand seine Scheu vor dem Wasser verlor.
Und überall traf er auf Menschen, die sich über seine offene und anhängliche Art freuten, sein Teddygesicht mit den großen Augen liebenswert fanden und ihn mit Streicheleinheiten verwöhnten.
Ganz besonders mit mir waren tägliche Kuschelrunden Pflicht, aber natürlich auch mit seinen Kumpels wurde geschmust oder durch den Garten geflitzt.
Argos‘ charakteristisches Brummen gepaart mit „Wuuuhuuu“ vor Freude, wenn ich die Tür herein kam, habe ich mehr als einmal auf Video aufgenommen. Das tröstet mich ein bisschen, dass ich ihn auf diese Weise noch sehen und hören kann.

Vor einigen Wochen fing er an sich regelmäßig zu erbrechen und wirkte insgesamt schlapper. Ein großes Blutbild später wusste ich, dass seine Nieren- und Leberwerte ziemlich schlecht aussahen und seine Bauchspeicheldrüsen entzündet waren, vermutlich eine Spätfolge seiner Erkrankung.
Schonkost war angesagt und es schien ihm auch für die letzten Wochen besser zu gehen. Heute weiß ich, dass es ein letztes Aufbäumen war.
In seinen letzten Tag war er müde, langsam und freudlos. Futter interessierte ihn nicht mehr. Ein weiterer Besuch am 14. März 2022 beim Tierarzt bestätigte das Schlimmste: Seine Nieren- und Leberwerte waren katastrophal, die Prognose Infaust. Auch wenn ich gehofft hatte, dass Argos und ich doch noch mehr Zeit hätten, wollte ich ihm unter allen Umständen das „langsame innere Vergiften“, wie es mein Tierarzt nannte, ersparen.

Jetzt ist Argos gegangen.
Alles ist anders, seit er nicht mehr da ist.
Er war fast sechs Jahre mein bester Freund, mein zweiter Schatten, mein Wegbegleiter in allen Situationen. Mit ihm waren gute Momente noch ein bisschen schöner und schlimme Momente ein bisschen weniger schrecklich.

Wie sehr ich ihn vermisse, kann ich nicht in Worte fassen. Ich hoffe, er war so glücklich bei und mit mir, wie ich mit ihm.

Danke, liebe Frau Mührer und Team, dass ihr mir diesen tollen kleinen Kerl vermittelt habt.

***

„Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt
die Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne
nicht wie einen Stachel,
sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.“

***


 

 

Zuhause gefunden, belle ich der Jo!

Kaum in Deutschland angekommen, hat mich meine neue Familie besucht und es hat sofort gepasst.

So bin ich dann nach kurzem Aufenthalt auf meiner Pflegestelle umgezogen.

Mein neues Körbchen finde ich riesig und genieße nun die Kuscheleinheiten auf dem Sofa.

Bis bald, euer Jo

 


Jo ist gut in Deutschland angekommen

Ebenfalls in Komotini wartet Jo.

Auch er ist an Leishmaniose und Dirofiaria immitis erkrankt. Seine Behandlung ist schon komplett abgeschlossen und es geht ihm schon im Verhältnis sehr gut.

Unser Partner von „Hundepaten e.V.“ haben sich seiner angenommen.

Jo ist ein besonders lieber und zurückhaltender Kerl. Nicht gerade groß, aber dafür sehr verschmust und menschenbezogen.

Wenn ein Flugpate gefunden wird, kann er nach Deutschland ausreisen.

Für ihn suchen wir ebenfalls eine nette Familie mit Herz!